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  • AutorenbildMichi

Pucón 3

An mir geht die Reise sicherlich auch nicht spurlos vorrueber, doch am meisten leidet meine Ausruestung darunter – bei mir kann weniger von Leiden, als vielmehr von Profitieren die Rede sein: 2 Stangenelemente meines Zeltes sind verbogen, das Moskitonetz meines Innenzeltes musste ich schon flicken, ein Trekkingstock ging in Brueche, meine selbstaufblasbare Isomatte verliert staendig Luft, meine Kopfhoerer mussten ersetzt werden, meine geliebte H&M Sonnenbrille, die ich auf unserem Roadtrip nach Koeln gekauft habe, schwimmt irgendwo in einem Fluss am Fusse des Fitz Roy, die meisten meiner Socken schauen aus wie Schweizer Kaese, meine Bergschuhe loesen sich komplett auf, meine einzige Hose bekommt auch schon ihre ersten Loecher, …

An die Maennerwelt: nehmt euch in Acht vor der ersten richtigen Mid-Life-Crisis. Die kann naemlich schon viel frueher kommen, als man glauben mag. Nicht erst gegen 50, sondern zwischen 30 und 35. Inzwischen habe ich schon genuegend Reisende in diesem Alter kennengelernt, um daraus eine Regel formulieren zu koennen. Es trifft Maenner zwischen 30 und 35, meist Baenker, Informatiker oder Manager – Consulting und Finance sind zum Beispiel so Woerter, die mir ueberhaupt nix sagen, die ich aber immer von diesen Leuten zu hoeren bekomme -, sprich es handelt sich um Berufe, die einem keinen Spass machen, deren einziger Sinn darin besteht, moeglichst viel Geld zu erwirtschaften – mir kann keiner erzaehlen, dass ein Baenker einem Menschen einen Kredit gibt, um diesem Menschen zu ermoeglichen, sich eine eigene Existenz aufzubauen, ein Haus zu bauen oder sich seinen Traum zu erfuellen -, eine langjaehrige Beziehung ist vor kurzem zu Brueche gegangen, vielleicht darf sich der ein oder andere schon als geschieden bezeichnen. Deshalb Job gekuendigt und ab in die weite Welt. Und genau diese Leute, deren einziges Ziel nach dem Abitur es war, KARRIERE zu machen, treffe ich andauert in Suedamerika, wo sie dann ploetzlich realisieren, dass es auch noch andere Menschen auf der Welt gibt, Menschen, die nicht leben, um zu arbeiten, so wie diese Workaholics es tun, auch nicht arbeiten, um zu leben, so wie ich es tun will, sondern Menschen, die arbeiten, um zu UEBERLEBEN. Diese Erkenntnis bringt sie dann meistens zum Nachdenken. Ich weiss zwar nicht, ob es einen richtigen und einen falschen Weg im Leben gibt, was ich allerdings gelernt habe, ist, dass der oben beschriebene Weg definitiv der falsche Weg fuer mich ist und dass ich diesen Weg bestimmt nicht einschlagen werde. Ich lasse mich von der Arbeit sicherlich nicht versklaven. Viele moegen jetzt vielleicht schmunzeln. Mal schauen, was in 20 Jahren aus mir geworden ist.

Vorhin habe ich zwei verrueckte Brasilianer aus Porto Alegre, die ich mit dem Maggi in Buenos Aires kennengelernt habe, in meiner Hospedaje wiedergetroffen. Soviel zum alten Thema. Ich will mir jetzt uebrigens auch noch Iron Maiden in Santiago fuer schlappe 30 Euro anschauen!

Wen interessiert, welche Musik mich derzeit auf meinem Feldzug begleitet, der klicke hier und hoere sich vor allem das Lied “Lass’n leben, leben lassen” an! Bis jetzt noch ein Geheimtipp, aber nicht mehr lange!

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