Michi
Paraguarí
Aus Asunción bin ich im wahrsten Sinne des Wortes ganz schnell geflüchtet, denn die Stadt hat für Touristen rein gar nichts zu bieten – außer Dreck, Lärm, Krach, Radau, Armut. Fährt man mit einem Bus vom Busterminal ins Stadtzentrum, so befinden sich zeitweise mehr fliegende Händler, die von Getränken, Eis und Süßigkeiten bis zum Bierkrug, auf dem “Munich” geschrieben steht, alles verkaufen, als zahlende Fahrgäste im scheppernden, dafür bunt bemalten Bus. Man muss sogar Angst haben, dass der Bus vor lauter Dreck nicht stecken bleibt. Naja, ganz so schlimm war es nicht, aber die Stadt hat mir ganz und gar nicht gefallen.
Die nächsten drei Tage habe ich deshalb auf dem Land verbracht, genauer gesagt in der Nähe von Paraguarí etwa 60 km südlich von Asunción. Dort habe ich den Karl besucht, einen 73-jährigen Rentner und gebürtigen Berchtesgadener, den ich in San Pedro kennengelernt habe. Seine Mutter war die erste Frau, die durch die Watzmann-Ostwand gestiegen ist und sein Bruder musste seine Leidenschaft zu den Bergen mit dem Leben bezahlen. Er dagegen hat mit Bergen nicht viel am Hut, ging lieber mit Anfang 20 für Mercedes zwei Jahre lang in den Iran und genießt nun sein Leben vier bis fünf Monate im Jahr in Paraguay. Tagsüber haben wir Ausflüge mit seinem neu gekauften Motorrad nach Piribebuy, die ehemalige Hauptstadt des Landes, und Yaguarón unternommen. Als die Landschaft nur so an uns vorbeiflog, musste ich doch ein wenig an einen nicht unbekannten Argentinier denken, der schon vor über 50 Jahren den südamerikanischen Kontinent mit seinem Moped eroberte. Gott sei Dank übertrafen die Fahrkünste des Karl Kellerbauers die des Che Guevaras, als plötzlich eine Kuh auf der Schotterpiste stand, so dass wir nicht im Straßengraben landeten. Ich finde immer mehr Gefallen am Reisen mit dem Motorrad und das Lesen des Buches “Abgefahren” wirkt dem sicherlich nicht entgegen. Das Buch – übrigens sehr zu empfehlen – handelt von einem deutschen Pärchen, das ursprünglich in zehn Monaten mit dem Motorrad nach Japan fahren wollte. Daraus wurde letztendlich eine 16-jährige Reise um die ganze Welt.

So wie einst Che Guevara
Ich bin vom Thema abgekommen, zurück nach Paraguay: An den Abenden wurde dann die ein oder andere argentinische oder chilenische Weinflasche geköpft. Dank dem Karl hatte ich die Möglichkeit, Paraguay von seiner ländlichen, ursprünglicheren Art kennenzulernen. Die Städte haben meist nicht viel mit dem Land an sich zu tun, doch das was ich beim Reisen schätze, findet man fast ausschließlich auf dem Land. In Paraguay ist alles spottbillig. Mir wurde erst relativ spät bewusst, dass Paraguay ein recht armes Land ist. Geht man von dem Pro-Kopf-Einkommen des Landes aus, kann man Paraguay als eines der ärmsten Länder Südamerikas bezeichnen. Es ist nicht allzu viel “wohlhabender” als Bolivien. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum uns so manch ein Paraguayer finster angeblickt hat. Dennoch waren die Leute sehr nett und hilfsbereit, es gab keinerlei Probleme, doch ich fühle mich in Argentinien – in Chile sowieso – einfach wohler. Ab und zu hörte man Schüsse. Paraguay gilt aber als sicheres Reiseland.

Auf dem Lande
Gestern bin ich mit dem Bus an die Grenze zu Argentinien nach Encarnación gefahren, um von dort aus ins argentinische Posadas zu gelangen. Somit ging das “Abenteuer Paraguay” nach fünf Tagen schon wieder zu Ende.