Michi
La Paz 2
Vorgestern habe ich den Dreadlocks-tragenden Michi, einen oesterreichischen Bergfuehrer, der seit etwa vier Jahren in La Paz lebt und den ich auf einer typischen San Pedro-Lagerfeuer-Party schaetzungweise gegen vier Uhr in der Frueh – wir beide waren vom Alkohol schon befluegelt – kennengelernt habe, in einer netten Kneipe auf ein Bier wiedergetroffen. Dieser Michi hat eine recht nette Lebensgeschichte zu erzaehlen: irgendwann hatte er die Schnauze voll von Oesterreich, weshalb er seine sieben Sachen gepackt hat und sich auf den langen Weg nach Neuseeland gemacht hat, wo er vom Scheisshausputzer und Tellerwaescher bis zum Skilehrer jeden erdenklichen Job gehabt hat. Irgendwann wurde ihm dann sein Pass gestohlen. Daraufhin wollte er nach Costa Rica und mit Kindern im sozialen Bereich arbeiten. Er konnte allerdings noch kein Spanisch, weshalb er nach Buenos Aires flog. Er wollte auf dem Weg nach Costa Rica Spanisch lernen. Doch bis heute ist er noch nicht angekommen, denn er ist in Bolivien bei einer huebschen Bolivianerin haengengeblieben und seitdem lebt er hier. Wenn er keine Berge besteigt, begleitet er Reisegruppen durch ganz Suedamerika und bekommt dafuer auch noch Geld. Dank dem Michi habe ich Kontakt zu Bergfuehrern in Bolivien. Somit werde ich im Laufe der naechsten Woche den 6088 Meter hohen Huayna Potosí besteigen – und das quasi fuer Lau! Es geht nichts ueber Kontakte! Ein weiterer Traum geht fuer mich in Erfuellung!
Gestern bin ich mit dem Mountainbike die gefaehrlichste Strasse der Welt, die sogenannte Death Road, von La Cumbre in der Naehe von La Paz ins etwa 80 Kilometer enfernt gelegene Yolosa hinuntergedonnert. Man startet auf 4700 Meter, man endet auf 1100 Meter! Dazwischen geht es – abgesehen von einem kleinen Stueck – 3600 Meter nur bergab! Solch eine Strasse zeigt mir mal jemand in den Alpen! Die Schotterstrasse ist lediglich drei Meter breit und sollte man die eh schon rutschige Kurve uebersehen – es war sehr nebelig -, landet man im schlimmsten Fall 1000 Meter tiefer im dichten Regenwald. Man mag es kaum glauben: selbst dieses Abenteuer habe ich ueberlebt! Auf dem Rueckweg musste ich mich aus einem Grund, den ich hier nicht weiter ausfuehren will, in der ekligsten Toilette von ganz Bolivien uebergeben.
Morgen fahre ich nach Sorata, dem bolivianischen Trekkingparadies, wo ich eine 3-Tages-Tour, die auf ueber 5000 Meter hinauf fuehrt, durchziehen werde. Darf man den Fotos glauben, sieht es dort aus wie in Tibet!