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AutorenbildMichi

Der Bauwagen am Rande des Waldes - mein einfaches, freies und naturverbundenes Leben

Eine Kerze und eine Salzlampe spenden mir Licht, während der Regen wie so oft auf das Blechdach meines Bauwagens prasselt. Diese vertrauten Geräusche erfüllen die Stille um mich herum, während sich meine Regentonne und meine Badewanne füllen – Wasser zum Abspülen, Duschen und Trinken. Es ist Herbst. Mal wieder. Seit fast zwei Jahren lebe ich nun hier, im Bauwagen am Rande des Waldes. Höchste Zeit, meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen.


Einer des ersten Morgen, Herbst 2022

So wie einst Henry David Thoreau in die Wälder ging, zog es auch mich aus der Gesellschaft heraus und hinein in die Natur. Irgendwo in Oberbayern, nicht weit entfernt von meinen langjährigen Freunden und Lehrmeistern – den Bergen. Die ersten drei Monate war ich noch nicht alleine, sondern lebte mit meiner damaligen Partnerin hier. Doch nachdem sich unsere Wege getrennt haben, führte ich dieses Leben allein weiter.


Der Anfang: Vom VW Bus zum Bauwagen

Eigentlich sollte es eine selbstgebaute Jurte werden, doch die Suche nach einem geeigneten Stellplatz zog sich durch den Frühling, während der Auszug aus meiner WG uns den Sommer über beschäftigte. Plötzlich war Herbst, und wir hatten keinen festen Wohnsitz. Der VW Bus, der im Sommer noch ein romantisches Zuhause war, wurde schnell zu einer unbequemen Lösung im nasskalten oberbayerischen September. Es musste eine Alternative her, und so entdeckten wir den alten DDR-Bauwagen auf Facebook – eine spontane Entscheidung, die uns dennoch tief berührt hat. Wir verliebten uns schnell in ihn und so begann mein Leben im Bauwagen.


Meine Vision vom einfachen und naturverbundenen Leben, Winter 2021

Zugegeben, am Anfang war es eine Art Flucht. Nach drei Jahren Pandemie, mit all den „Absurditäten“ dieser Zeit, hatten wir einfach genug von der Gesellschaft. Der Wunsch, einfach und naturverbunden zu leben, war stark. Ein Ort, an dem wir sein durften, wie wir wirklich sind, abseits von Zwängen und Erwartungen. Doch am Rande der Gesellschaft lernte ich schnell, dass ich – ob ich wollte oder nicht – ein Teil des großen Ganzen bin. So traf ich die bewusste Entscheidung, meinen Platz in diesem Gefüge einzunehmen, statt Zuflucht in der Isolation zu suchen.


Was braucht es wirklich? Leben in Einfachheit

Mein Alltag ist geprägt von Einfachheit und Selbstversorgung. Ich heize mit Holz, das ich selbst sammle – Altholz, abgestorbene Bäume oder Klaubholz, das am Boden liegt. Dieses Holz gibt mir Wärme und eine tiefe Verbindung zur Natur, die mich im Winter besonders begleitet. Es braucht mehr Zeit, dieses Leben zu führen, doch genau das ist es, was ich daran schätze: die Entdeckung der Langsamkeit. Der Ofen wird früh am Morgen angezündet, damit es erträglich warm ist, wenn ich aufstehe. Es gibt keinen Stress, sondern einen natürlichen Rhythmus, der mir erlaubt, mit den Elementen zu leben.


Meine Energie beziehe ich fast ausschließlich aus drei Solarpaneelen, die im Sommer genug Strom liefern, um mich zu versorgen. Im Winter jedoch bringt mich die Dunkelheit dazu, achtsam zu sein. Dann reicht der Strom nur für das Nötigste – Smartphone, LED-Lampe, ein wenig Licht. Mehr brauche ich auch nicht, denn die Stille der Dunkelheit hat ihren eigenen Wert.

Das Wasser, das ich benutze, stammt aus Regenwasser, das durch einen Filter gereinigt wird. Es ist genug für meine Bedürfnisse – zum Abspülen, Duschen und Trinken. Ich produziere fast kein Abwasser, denn ich nutze kein Spülmittel, außer bei stark verschmutztem Geschirr, wo ich ein biologisch abbaubares Mittel verwende. Alles ist in einem Kreislauf, nichts wird verschwendet. Selbst meine Trockentrenntoilette schließt diesen Kreislauf, indem alles wieder in die Erde zurückgeführt wird.

Vom Minimalismus zur Selbstliebe: Innere und äußere Freiheit

Das Leben hier hat mich vor allem eines gelehrt: mich selbst anzunehmen. Ich habe aufgehört, meine vermeintlichen Schwächen zu bekämpfen, und erkannt, dass sie Gaben sind, die ich mit der Welt teilen darf. Mein Wert hängt nicht davon ab, wie viel ich leiste oder was ich erreiche. Ich bin wertvoll, so wie ich bin.

Was ich hier am meisten liebe? Die Ruhe, die Stille, das Grün des Waldes, die Wildkräuter im Frühjahr, das Knistern des Feuers im Herbst und Winter, das Prasseln des Regens und die täglichen Sinfonien der Vögel. Mein Bauwagen ist meine „Höhle“ – gemütlich, geborgen und gleichzeitig offen zur Natur hin. Im Winter führt eine Langlaufloipe direkt an meinem Zuhause vorbei, und ich liebe es, Holz zu machen, Pilze im Wald zu sammeln und meine täglichen Runden in der Natur zu drehen. All das gibt mir das Gefühl von Freiheit und Erdung zugleich.

Der Weg zur Selbstermächtigung: Was hält dich davon ab?

Oft werde ich gefragt: „Darf man das überhaupt?“ Und ganz ehrlich, diese Fragen stelle ich mir schon lange nicht mehr. Ich frage vielmehr: „Was hält dich davon ab, es einfach zu tun?“ Dieser Ort hat mich gelehrt, mich mit meinen Ängsten auseinanderzusetzen. Jeder Tag hier ist eine Übung darin, durch die eigenen Ängste hindurchzugehen, daran zu wachsen und mich selbst zu ermächtigen.

Philosophische Erkenntnisse: Freiheit und Verbundenheit

Freiheit ist für mich ein zentraler Wert. Doch ich habe gelernt, dass echte Freiheit im Inneren beginnt. Früher suchte ich die Freiheit im Außen – durch Reisen, durch das Streben nach Unabhängigkeit von der Gesellschaft. Doch das war keine wahre Freiheit, sondern eher ein Getriebensein. Erst hier, in der Natur, habe ich erfahren, dass Freiheit ein innerer Zustand ist. Die Verbindung zur Natur hat mir geholfen, diese innere Freiheit zu finden.

Wie ich schon erwähnt habe, bin ich ein Teil des großen Ganzen. Für mich bedeutet das, dass ich nicht nur für mich selbst lebe, sondern auch eine Verantwortung gegenüber der Natur trage. Ich verstehe mich als ein Kind der Erde, verbunden mit allem Lebendigen. Daher finde ich den Begriff „Naturschutz“ nicht mehr passend – es geht nicht darum, die Natur vor uns Menschen zu schützen, sondern darum, eine tiefere Verbindung zu ihr aufzubauen. Diese Naturverbindung bringt uns dazu, die Natur auf natürliche Weise zu schützen, weil wir uns als Teil von ihr begreifen.

Was fehlt mir?

Fließend Wasser? Nein, das fehlt mir nicht. Ich habe alles, was ich brauche – sogar Internet, mit 50 Gigabyte mobilem Datenvolumen. Damit kann ich an meinem Online-Business arbeiten, um finanziell unabhängig zu sein. Denn auch das gehört für mich zur Freiheit: die finanzielle Freiheit, um selbstbestimmt leben zu können. Was mir manchmal fehlt, ist Gesellschaft. Doch auch das ist keine Barriere. Ich kann jederzeit in meine alte WG oder zu meinen Eltern fahren. Die Kommunikation über das Internet und das Handy ersetzt zwar nicht den physischen Kontakt, aber es schafft Brücken, die Verbindung aufrechterhalten.

Schlusswort: Ein Leben in Einklang mit der Natur

Mein Leben im Bauwagen am Waldrand ist ein Leben voller Einfachheit, Freiheit und Verbindung zur Natur. Es ist ein Weg, der mich gelehrt hat, wer ich wirklich bin und was ich wirklich brauche. Dieser Ort hat mir Heilung, Wachstum und die Erkenntnis geschenkt, dass wahre Freiheit im Inneren beginnt. Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg gehen darf und hoffe, meine Erfahrungen inspirieren andere, auch ihren eigenen Weg zu finden – sei es im Bauwagen, im Wald oder einfach in ihrem eigenen Leben.

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